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Re: Motorradausflug mit Folgen

geschrieben von delen am 10.09.2015 um 13:26:56 - als Antwort auf: Re: Motorradausflug mit Folgen von delen
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 "Sag mal, Anna ..." Ich drückte die Badezimmertür auf. "Wirst du heute noch fertig? Schöner wird das Wetter nicht mehr."
Meine Freundin und ich machen gerne Motorradausflüge. Und angesichts des strahlenden Sonnenscheins unseres ersten Urlaubstags steckte ich schon seit gut einer Viertelstunde in meiner Lederkombi und schwitzte.
Nur Anna trödelte mal wieder ewig herum.
"Ja, gleich", sagts sie und lächelte mich über den Spiegel des Badschranks hinweg an, während sie in ihrem Schmuckkästchen kramte.
Das konnte ja noch ewig dauern ... Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und zog den Reißverschluss meiner Kombi ein Stück weit auf. Mein Blick glitt über Annas Po hinauf über die sinnliche Linie ihres Rückens, die sich formte, als Anna sich zum Spiegel vorbeugte.
Sie strich ihre dunklen Locken hinters Ohr, und elektrisiert beobachtete ich, wie der Stift ihres Ohrsteckers über den zarten Flaum an ihrem Ohrläppchen streichelte, ehe er in der dunklen Kuhle des Lochs verschwand.
Ich versuchte, das leise Stöhnen zu unterdrücken, das aus meiner Kehle dringen wollte, doch Anna schien es schon bemerkt zu haben.
"Was ist, Benno?" Mit einem verführerischen Lächeln wandte sie sich zu mir. "Gefällt dir, was du siehst?"
Irritiert nickte ich. Sie meinte sicher ihre neue Lederkombi. Niemand könnte je erraten, wie sehr mich der Anblick der kleinen Narbe erregt, durch die sie gerade den anderen Ohrring schiebt.
Geschweige denn, wie sehr mich die Vorstellung verfolgt, dass meine Ohren ... Nein! Schließlich bin ich ein Kerl!
Entschlossen räusperte ich mich. "Und, fertig?"
"Ich? Schon lange." Sie grinste und schob sich an mir vorbei durch die enge Badezimmertür. Im Spot des Flurlichts gleißte das Silber an ihrem Ohr noch einmal auf, und ...
Ich zerrte den Reißverschluß meiner Kombi mit einem Ruck hoch und zog die Wohnungstür hinter ihr ins Schloss.

Eineinhalb Stunden später erreichten wir das Ziel unserer Tour: Einen Bergsee, umgeben von dunklen Tannenwäldern.
Wir stellten die Maschinen auf dem geschotterten Parkstreifen ab, und während ich noch, im Sattel sitzend, meine Handschuhe abstreifte, stieg Anna schon ab.
Schwungvoll schüttelte sie ihr Haar, nachdem sie es aus dem Helm befreit hatte. "Na, Benno?" Sie zwinkerte mir zu. "Auch reif für eine Abkühlung?"
"Klar", antwortete ich, während ich absaß. "Es ist verdammt warm, selbst hier in den Bergen. Schau nur, wie das Wasser glitzert. Ich wünschte ich hätte ... Anna? Anna, was machst du da?" Völlig konsterniert starrte ich auf meine Freundin, die ihre Stiefel von den Beinen schleuderte und den Reißverschluß ihrer Lederkombi herunterzerrte. "Du hast einen Bikini drunter an?"
"Richtig bemerkt, Benno." Ihr Grinsen war fast zu breit für ihr Gesicht. "Aber keine Sorge ..." Sie wühlte in dem Koffer auf ihrem Gepäckträger und warf mir etwas zu. "... ich bin auf alles vorbereitet."
"Eine Badehose?" Kopfschüttelnd sah ich ihr hinterher, wie sie laut jauchzend über den Strand lief und sich mit einem wilden Kreischen in das türkisfarbene Wasser stürzte. "Na dann ..." Grummelnd verschwand ich hinter einem Busch, um mich umzuziehen.

Nach dem Schwimmen breiteten wir unsere Badetücher auf den Kieselstrand, ließen unsere Körper von der Sonne trocknen und aufwärmen.
Irgendwann legte Anna ihre schmale, kühle Hand auf meinen Bauch und drehte sich zu mir herüber. Sie sagte nichts, aber ich spürte ihren Blick auf mir.
Ich versuchte, wieder einzudösen, doch ihre tiefer gleitenden Finger verhinderten jeden Gedanken an Entspannung. Was, wenn jetzt jemand käme? Anna hatte mir ausgerechnet die extra knapp geschnittene Badehose eingepackt, die sie mir zu meinem letzten Geburtstag geschenkt hatte. Selbst von der anderen Seeseite aus würde jeder auf den ersten Blick erkennen, was Annas Berührung in mir auslöste.
Wenn sie nicht sofort ...
Mit einem Ruck setzte ich mich auf. "Anna! Hör auf!"
"Ja?" Jetzt glitt ihre Hand in die entgegengesetzte Richtung, ihre Finger spielten mit dem Haar auf meiner Brust, fanden eine Brustwarze und kniffen behutsam hinein. "Warum? Es scheint dir doch zu gefallen!"
Ich stöhnte, doch sie lachte nur.
"Mach dich doch ein bisschen locker, Benno! Veränderung ist nicht schlecht. Sieh doch, wie gut dir die Badehose steht."
"Meinst du?" Ich ließ mich wieder zurücksinken und wandte mich zu ihr.
"Natürlich!" Mit beiden Händen fasste sie in ihr halb getrocknetes Haar, bändigte die wilden Locken zu einem weit oben gebundenen Pferdeschwanz. "Oder willst du etwa behaupten, ich hätte einen schlechten Geschmack?"
Einen schlechten Geschmack? Nein, ich schüttelte den Kopf und musste grinsen. Wer so aussieht wie Anna kann nicht unter Geschmacksverwirrungen leiden.
"Na also!" Mit der Linken strich sie eine widerspenstige Strähne hinter ihr Ohr. "Glaub mir, ich schlage dir nur Sachen vor, die dir wirkli... Autsch!" Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sie inne.
"Was ist?" Besorgt beugte ich mich vor.
"Dieser blöde Ohrring!", schimpfte sie. "Mein Haar hat sich darin verheddert. Benno, kannst du so lieb sein ...?" Mit einem bittenden Augenaufschlag lehnte sie sich herüber zu mir.
Ich schluckte. Und schluckte noch einmal. Weshalb wurde mein Hals auf einmal so trocken? Ich hob meine Hand, fluchte innerlich über meine zitternden Finger und ... stoppte fünf Zentimeter vor ihrem Kopf. "Und was soll ich tun?", presste ich hervor.
"Am besten machst du ihn raus", sagte sie.
Raus? Ich spürte das kühle Silber des Reifs an meinem Zeigefinger. "Aber wie?"
"Das sind Steckcreolen." Sie bewegte sich und die zarte Haut an ihrem Hals streifte meine anderen Finger. "Du musst nur die Schraube auf der Rückseite herunterziehen."
"Schrauben? Rechts- oder Linksgewinde?" Mit der Rechten spürte ich das gebogene Metall und den Stift, der darüber hinausragte.
Dieser Stift, der durch die künstliche Öffnung in ihrem Ohrläppchen reichte ... und es gerade sichtlich schmerzhaft in die Länge zog. Ich blinzelte und verdrängte meine irritierenden Gedanken.
"Schieb deine Fingernägel zwischen Platte und Ohrläppchen", erklärte sie. "Und dann zieh. Aber mach schnell, bitte!"
Also gut. Ich holte Luft und tat, was sie verlangte.
Sie seufzte und nahm mir den Schmuck aus den schweißnassen Fingern, während ich meinen Blick nicht von ihrem Ohrläppchen lösen konnte.
Oder besser gesagt von der dunkel lockenden Kuhle des kleinen Lochs, in dem der Schmuck gesteckt hatte. Warum machen Frauen das? Lassen sich Löcher durch die Ohren stechen ... Weshalb nur?
Ich spürte, wie Hitze meinen Hals hochkroch, schaute schnell weg, ehe sie mein Starren bemerken konnte - und kreuzte unversehens ihren Blick.
Über den Ohrring in ihren Fingern hinweg sah sie mich an. Ein kleines Lächeln spielte um ihre Lippen, während sie den Ohrring viel zu schnell wieder anlegte. "Komm, Benno", sagte sie, gab mir die Hand und zog mich hoch. "Lass uns auf die andere Seeseite fahren."
"Nach Seestadt? Willst du etwa doch noch einmal im Gasthof zur Forelle einkehren?" Das Essen hatte ihr letztes Jahr nicht besonders geschmeckt. Ich habe mir das gemerkt, schließlich will ich ein aufmerksamer Freund sein.
"Lass dich überraschen!", rief sie mir über die Schulter zu und zerrte mich weiter.

Anna jagte ihre Kawasaki Ninja am Seeufer entlang und bremste sichtlich widerwillig am Ortschild ab.
Wo wollte sie so dringend hin? Doch zum Gasthof?
Nein, vor der "Forelle" verzögerte sie nicht, bog stattdessen in einen Parkplatz vor der Stadtmauer ab.
Ich stieg ab und verstaute Helm und Handschuhe in meiner Gepäckbox. "Nun sag schon", rief ich Anna zu. "Was hast du vor?"
Sie kam herüber zu mir, sah tief in meine Augen, ehe sie sich auf die Zehenspitzen hob und mich auf die Nasenspitze küsste. "Überraschung!" Mit einem Augenzwinkern drehte sie sich um.
Gedankenverloren sah ich ihr hinterher. Überraschung ... Veränderung ... Was plante sie? Irgendein kleines Kribbeln in meinem Bauch wollte nicht verstummen - gleich, wie sehr Annas neue Lederkombi (Überraschung! Veränderung!) die Rundung ihres kleinen festen Hinterns hervorhob.
"Kommst du heute noch?", rief Anna vom Durchgang in der Sandsteinmauer.
"Jaja!" Ich nickte und spurtete los.

Hand in Hand schlenderten wir durch die Straßen der pittoresken Kurstadt. Im Schatten der Fachwerkhäuser schienen mit einem Mal alle Eile und Zielstrebigkeit von Anna abzufallen.
"Schau nur", sagte ich, als wir auf einen kleinen Platz traten. "Ein italienisches Eiscafé. War das letztes Jahr schon hier?" Innerlich wappnete ich mich schon für eine Absage. Anna achtet zu sehr auf ihre Figur, als dass sie ...
"Für mich Erdbeere, Schoko und Stratiatella."
"Wie bitte?" Ich musste mich verhört haben, doch sie zog mich schon zur Verkaufstheke. Irritiert wiederholte ich ihre Bestellung gegenüber dem Eisverkäufer, doch sie setzte noch etwas drauf.
"Und noch eine Kugel Pistazie, bitte!" Das Funkeln in ihren Augen, mit dem sie sich mir wieder zuwandte, sollte es mir eine Warnung sein?
"Für mich bitte Zitrone und Mocca", bestellte ich und zahlte abwesend.
"Komm!", sagte sie und hängte sich bei mir ein. "Hier in der Sonne zerläuft das Eis nur!" Mit einer eleganten Bewegung beugte sie sich vor. Ihre Zungenspitze schob sich zwischen den vollen Lippen hervor und sie fing eine dicke Spur Zitroneneis an meiner Waffel auf.
"Mhhm." Ich gab einen unentschlossenen Laut der Zustimmung von mir. Was sollte ich von ihrem Verhalten denken? Sollte ich überhaupt denken, oder wollte sie mich verführen? Während ich neben ihr durch die Gassen ging, fielen mir mit einem Mal die vielen Hotels und Pensionen auf ... Aus dem Augenwinkel schielte ich zu Anna, der das halb gegessene Eis plötzlich wieder Zielstrebigkeit eingeflößt hatte. Eine äußerst beunruhigende Zielstrebigkeit, denn wenn mich meine Erinnerung nicht täuschte, befand sich in der Richtung, in die sie uns lenkte, das 5-Sterne-Resort "Parkhotel". In Gedanken machte ich einen Kassensturz meiner Barschaft ... Scheiß drauf! Ich beschloss, zur Abwechslung mal spontan zu sein. Wozu hatte ich die Kreditkarte? Jetzt könnte sie doch zum Einsatz kommen.
Mein Entschluss beflügelte mich, und ich ließ meine Hand, die ich um Annas schlanke Taille gelegt hatte, höher gleiten. Meine Gedanken schweiften zum ehrwürdigen "Parkhotel" - oder vielmehr zu dem, was wir in einem der exklusiv eingerichteten Zimmer tun würden ...
Meine Lippen verzogen sich voller Vorfreude zu einem Grinsen, ich beugte mich hinüber zu ihr, bohrte meine Nase in ihre Locken, die nach Apfelshampoo und Seewasser rochen, und ...
"Ahh!", unterbrach sie meine Forschungsreise. "Da sind wir ja!"
"Ja?" Ich zwinkerte. "Da? Wo?" Mein Gestammel kam mir selbst zu blöde vor, aber was, um Himmels Willen, wollte Anna vor einem Juweliergeschäft?
"Na hier!" Sie hob ihre schlanke Hand und zeigte auf das kleine Schaufenster rechts von der Tür.
Ich kniff meine Augen zusammen. Ein etwa DIN-A4-großes Plakat verdeckte fast ein Drittel der Auslage, doch was ... Ich ging näher heran ...
Trauringe!
Ich schluckte. Das erwartungsvolle Kribbeln in meinem Bauch fiel in sich zusammen und rutschte in meine Hose. Trauringe ...
"... dachte ich ... eine Veränderung ... überraschen ..." Fetzen von Annas Gezwitscher streiften mein Ohr.
Ich schluckte immer noch.
"Und, was meinst du, Benno?" Mit einem Ruck drehte sie sich um und sah auf zu mir.
Ich meinte, ich müsste in ihren Augen ertrinken, und mit einem Mal plusterte sich das zusammengefallene Kribbeln in meiner Hose wieder auf. Und wie!
"Willst du?", fragte sie mich jetzt.
Ob ich wollte? Sie fragte wirklich, ob ich sie heiraten wollte? Oh Mann. Irgendwie hatte ich mir das immer komplett anders vorgestellt. Ein bisschen so, wie in diesen schrecklich kitschigen amerikanischen Filmen, die Anna mich immer zwingt, anzusehen, obwohl ich vorgebe, sie nicht zu mögen.
Aber ... Bin ich nicht viel emanzipierter als diese reaktionären US-Boys?
Ich lächelte, küsste Annas volle Lippen und sagte: "Ja, ich will!"

Die Türglocke des Juweliergeschäfts schrillte in meinen Ohren, als ich hinter Anna den Laden betrat.
All die Geschäftigkeit und der sommerliche Trubel der kleinen Kurstadt blieb hinter uns zurück. In der Stille meinte ich, man müsse mein Herz schlagen hören. Aber das Geräusch kam nur von einer riesigen Uhr, die neben einem Vorhang stand, der nun von einer drallen Mitfünfzigerin beiseite geschoben wurde.
"Guten Tag, die Herrschaften!", zwitscherte sie und parkte ihre Rundungen schwungvoll hinter dem Verkaufstresen. "Womit kann ich Ihnen dienen?"
Ich ignorierte den Hornissenstaat, der sich in meinem Magen einnisten wollte, und holte Luft um ...
"Mein Freund möchte einen Ohrring", kam Anna der Äußerung meines Wunsches zuvor. "Wir haben draußen das Schild gesehen - Sie schießen Ohrlöcher?"
Ich will was? Konsterniert starrte ich Anna an, während Leben in die Verkäuferin kam.
"Aber ja doch!" Sie bückte sich für ihre Körperfülle erstaunlich behände und tauchte mit zwei samtbezogenen Tabletts in ihren Händen rasch wieder hinter der Vitrine hervor. „Wir haben hier eine Kollektion mit Einzelsteckern, extra für Herren!“ Mit einer eleganten Bewegung, die auf jahrzehntelange Übung schließen ließ, schob sie eines der Tablett zu uns herüber.
Ich starrte auf die in halb transparenten Kunststoffcontainern sitzenden Ohrstecker und schluckte. Aus dem Augenwinkel spähte ich zu Anna, die mit spitzem Finger die Kästchen hin und her schob.
Wie war sie auf diese Idee gekommen? Wann? Und vor allem – weshalb?
Ich war mir doch so sicher gewesen, dass niemand meinen geheimsten Wunsch auch nur ahnen könnte …
„Was meinst du zu dem schlichten goldenen Stecker?“, fragte Anna mich jetzt, und ich konnte nur ein unartikuliertes Grunzen von mir geben. „Der steht dir sicher gut zu deiner gebräunten Haut.“ Sie hob ihre Hand und fuhr mit der Fingerspitze meine Ohrmuschel entlang bis zum Ohrläppchen.
Die Berührung fühlte sich an wie flüssiges Wachs, hinterließ ein Brennen, das über meinen Körper hinab glitt, um sich zwischen meinen Beinen zu sammeln.
„Der goldene?“, zwitscherte die Verkäuferin. „Immer eine gute Wahl. Wenn der Herr nun bitte hier Platz nehmen möchte …“ Sie wies auf einen Stuhl hinter dem Verkaufstresen.
Willenlos folgte ich der einladenden Bewegung ihrer Hand und ließ mich keinen Moment zu früh auf die Sitzfläche sinken, denn meine Knie hatten inzwischen die Festigkeit von Götterspeise angenommen.
„Links oder rechts, der Herr?“ Die Verkäuferin tänzelte mit prüfendem Blick um mich herum.
Wie festgenagelt starrte ich sie an, nur mein linker Zeigefinger löste sich widerwillig von der Armlehne, die ich – wie ich gerade feststellte – umklammerte.
„Links natürlich“, entschied Anna. „Es kommt schließlich von Herzen, nicht wahr, Bennolein?“
„Hervorragende Entscheidung“, bestätigte die Verkäuferin, und mich beschlich das leise Gefühl, dass sie jede Entscheidung ihrer Kundschaft so enthusiastisch aufnehmen würde. „Dann wollen wir mal anzeichnen.“ Mit einem Stift in der Hand, der an einen Filzschreiber erinnerte, beugte sie sich vor, kniff ein Auge zu und ich spürte eine leichte Berührung an meinem Ohrläppchen.
„Lass sehen!“ Anna griff nach meinem Kinn und drehte meinen Kopf zu sich herüber. Dann legte sie ihren Kopf schief und nickte breit grinsend. „Sieht gut aus!“
„Wenn der Herr schauen möchte …?“ Die Verkäuferin hielt mir einen Handspiegel vor.
Mein Herz polterte so laut wie drei Junggesellenabschiede an Polterabenden zusammen. Weshalb musste ich jetzt daran denken? Ach ja. Weil ich ja dachte, wir wären wegen Verlobungsringen hier.
Nun gut. Ich wagte einen Blick auf mein – noch jungfräuliches – Ohrläppchen. Ziemlich genau in der Mitte, vielleicht um einen halben Millimeter nach oben verschoben, leuchtete ein blauer Punkt.
Ich schluckte. Und nickte.
„Wunderbar!“, zwitscherte die Verkäuferin, während sie Handschuhe überzog, die Kapsel öffnete und ein schwarzes Gerät mit dem Stecker bestückte. Als sie die Feder des Abzugs direkt vor meinem Gesicht spannte, erhaschte ich einen Blick auf den Stift des Ohrsteckers.
Der Moment konnte nur Sekundenbruchteile dauern, doch ich nahm jede Einzelheit in mich auf: Eine pfeilartige Spitze ging über in ein etwa drei Millimeter langes, dünnes Schaftstück, ehe sich der gut doppelt so lange eigentliche Stift anschloss.
Ein verdammt dicker Stift! Und der sollte durch mein Ohrläppchen? Aber wie?
Doch bevor ich auch nur zu Ende gedacht hatte, spürte ich schon den Handschuh der Verkäuferin an meiner Wange, etwas quetschte leicht mein Ohrläppchen und im nächsten Augenblick machte es „plopp!“

Autsch! Ich unterdrückte einen Ausruf, aber ... Es tat nicht wirklich weh.
Mein Ohrläppchen pochte wie verrückt, eine Welle voll Adrenalin schwappte durch meinen Körper und schwappte über meinem Kopf zusammen, als die Verkäuferin mir den Handspiegel vorhielt.
Ich hatte einen Ohrring! Das Gefühl war absolut unbeschreiblich.
Meine Finger zitterten leicht, als ich meine schweißnassen Hände auf den Oberschenkeln abstützte, um aufzustehen.
"Na, na", die Verkäuferin drückte mich mit sanfter Gewalt auf den Stuhl zurück. "Wir bleiben besser noch einen Moment sitzen, der Herr!"
Sitzen? Ich prüfte die Festigkeit meiner Knie - der Wackelpudding war in die Konsistenz von Vanillesoße übergegangen. Also fügte ich mich und spürte dem seltsamen Pochen nach, das von dem Fremdkörper ausging, der gerade durch mein Ohrläppchen gejagt worden war.
"Und?" Anna beugte sich zu mir, während die Verkäuferin zusammen räumte. "Wie gefällt dir diese Veränderung?"
Ich schluckte. "Se... Sehr gut", stammelte ich.
"Siehst du?" Sie lachte. "Und um deine Veränderung zu feiern, gibt es noch eine Überraschung." Sie wandte sich an die dralle Mittfünfzigerin. "Warten Sie, räumen Sie noch nicht alles weg."
"Aber gerne doch!" Die blondierten Locken wippten, als sie sich umdrehte und ihr Blick mich zu durchbohren schien. "Noch einen Stecker für den Herrn? Mann trägt Ohrringe heutzutage gern symmetrisch." Sie kicherte.
"Mir war eher nach Asymmetrie", versetze Anna schlagfertig. "Ich träume schon lange von einem zweiten Ohrloch im linken Ohr."
"Aber gerne, die Dame!", zwitscherte die Verkäuferin. "Hatten Sie unter den einzelnen Steckern für Herrn ein Modell gesehen, das Ihnen gefällt?" Sie hielt Anna das samtbezogene Tablett entgegen.
"Nein", antwortete Anna. "Ich meine, doch! Aber ..." Sie drehte sich zu mir und strich mit dem Zeigefinger am Rand meines geschundenen Ohrläppchens entlang, und die Berührung löste eine neue Explosion an Endorphinen in mir aus. "Die Vorstellung von Partner-Ohrringen würde mir zu gut gefallen. Also, wenn es nicht zu viel verlangt ist, Benno?" Mit einem bittenden Augenaufschlag sah sie mich an, und ich verwandelte mich in Eis, das unter heißen Himbeeren wegschmilzt.
Ich starrte Anna an. Besser gesagt ihr linkes Ohrläppchen, aus dem sie gerade den Schmuck nestelte. Das dunkle Loch lockte mich wieder. Ob mein Ohr bald auch so aussehen würde? Das Bild von einem Loch, gerade groß genug, damit man durchsehen konnte, drängte sich vor meine Augen und ich blinzelte irritiert.
"Was ist Benno?", fragte Anna. "Gefällt dir die Vorstellung von zwei Steckern in deinem Ohr nicht?"
Ob mir diese Vorstellung ...? Ich lachte. Nein, wenn Anna es wollte, würde ich zwei weiteren Ohrlöchern zustimmen. In meinen beiden Ohren, wohlgemerkt! Mich beschäftigte etwas anderes. "Meinst du denn, dein zierliches Ohr bietet genügend Platz für zwei Stecker?", fragte ich mit sorgenvollem Blick auf ihr schmales, angewachsenes Ohrläppchen.
"Lassen Sie mal sehen!" Die Verkäuferin schob sich resolut dazwischen. "Nein, kein Problem. Ein dritter wäre zugegebenermaßen schwierig, aber Platz für einen zweiten ist eigentlich immer da." Sie drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zu mir um. "Die Stecker schaffen sich ja auch Raum, wissen Sie? Durchstochene Ohrläppchen sind immer größer als solche ohne Löcher. Das wusste schon mein Großvater, der dieses Juweliergeschäft gegründet hat."
Also gut. Wenn sie meinte. Mit zunehmend festeren Knien stand ich auf, um Anna den Stuhl zu überlassen.

Die Verkäuferin zog frische Handschuhe an, wischte Annas Ohr mit dem feuchten Wattebausch ab und zog die Kappe von ihrem Filzstift.
Wie gebannt starrte ich auf die Spitze des Schreibers, die mit wenigen Zentimetern Abstand vor Annas Ohrläppchen schwebte. Gerade so, als könne die dralle Mittfünfzigerin sich nicht entscheiden. Doch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, tupfte sie schon einen Punkt auf Annas Haut.
"Und?", wendete sie sich an mich. "Was meinen Sie?"
Was ich meine? Ich holte Luft und trat einen Schritt vor.
Dick und blau leuchtete der Punkt auf Annas Ohrläppchen. Irgendwie deplatziert. So sehr mich die dunkle Kuhle der Narbe lockt, die Vorstellung, dass bald noch ein Loch durch dieses zarte Fleisch gehämmert werden sollte, verstörte mich, und prompt fing der Stecker in meinem Ohr an zu pochen wie verrückt.
"Und?", fragte jetzt auch Anna. "Wie sieht es aus?"
"Es ..." So, wie Anna ihren Kopf jetzt hielt, lag die Markierung auf einer Höhe mit dem bestehenden Loch, viel näher am Ohrrand. "Das gefällt mir nicht."
"Du hast recht", stimmte sie mir nach einem Blick in den Handspiegel zu.
Ich trat wieder zurück und die Verkäuferin wischte die Anzeichnung mit dem Wattebausch beiseite.
"Warten Sie", hielt Anna sie zurück, als sie erneut den Stift zückte. "Ich möchte, dass Benno die Stelle markiert. Das geht doch, oder?"
"Selbstverständlich!"
Ehe ich mich versah, hielt ich den Schreiber in der Hand. Und nun? Meine Hand zitterte, als ich mich Anna nähere. Wie sollte ich so einen Punkt setzen? Nicht irgendeinen, sondern den, an dem sich das Metall durch ihre weiche Haut bohren würde? Es schien mir unmöglich.
"Bitte, Benno!" Annas Stimme schmeichelte und ich fasste Mut.
Keinen Punkt - ich zog eine feine Linie! Krakelig zwar, aber doch erkennbar, führte ich sie von Annas Ohrloch hinauf über ihr Ohrläppchen, folgte der Rundung ihres Ohres auf der gleichen Höhe wie das bereits vorhandene Mal. Als das geschafft war, holte ich Mut und setzte einen zweiten Strich rechtwinklig dazu.
Der Schnittpunkt beider Linien befand sich etwa sechs Millimeter vom unteren Loch. Ja, das war der perfekte Platz! Ich nickte.
"Möchten Sie sich kurz vergewissern?" Die Verkäuferin hielt Anna den Handspiegel hin, doch die hob ihre Hand.
"Nein", sagte sie und lächelte mich an. "Dort, wo Benno es angezeichnet hat, ist es perfekt. Ich vertraue ihm."
"Wunderbar!" Wie zu erwarten, stimmte die Verkäuferin dem Kundenwunsch in jedem Detail zu und schob sich mit der geladenen Pistole heran.
Gebannt verfolgte ich, wie sie An
nas Haar ein letztes Mal hinters Ohr strich, wie sie das Ohrläppchen in den Zwischenraum der Schussapparatur schob. Ich hielt die Luft an, als sie den Abzug vorsichtig betätigte, bis die Spitze des silbernen Steckers ganz genau auf dem Kreuzungspunkt der beiden blauen Striche verharrte.
Dann zog sie durch und mein armes empathisches Ohr brach in eine kakophonische Pochorgie aus, als der Stecker mit einem überraschend lauten Knall durch Annas Ohrläppchen jagte.
Mir wurde kalt und heiß zugleich beim Anblick des Durchsteckstifts, als die Verkäuferin den Stecker durch das frisch geschossene Loch nach vorne schob, um die Spuren meiner großflächigen Anzeichnung vollständig zu entfernen. Der Kreis der Haut um den Stift, die sich jetzt langsam zartrosa färbte, war so viel größer als das Löchlein, in den die Verkäuferin gerade Annas aberwitzig dünne Creole steckte.
Wie das neue Loch wohl aussehen wird, wenn Anna zum ersten Mal den Schmuck entfernt?
Doch ich kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken.
"Jetzt bist du dran, Bennolein", sagte Anna und stand auf.

Mein Herz schlug ganz fest in meiner Brust, als ich zum zweiten Mal in dem Stuhl Platz nahm.
Man sollte denken, dass ich schon an die Prozedur gewöhnt gewesen wäre, aber nein, ich fühlte mich erneut wie "beim ersten Mal".
Die Vorstellung, gleich wiederholt meine Jungfräulichkeit zu verlieren, nun gut, nur die Jungfräulichkeit meines Ohrläppchens, löste ein Kribbeln in meinem Bauch aus.
"So, dann wollen wir mal ..." Die dralle Verkäuferin wischte mein Ohr mit dem flüssigkeitsgetränkten Bauch und zückte den Stift.
"Nein", sagte ich und grinste schief, als ich die entgleitenden Gesichtszüge Annas sah. "Meine Freundin soll die Stelle markieren - gleiches Recht für alle."
"Oh Benno!" Annas Wangen begannen zu glühen, als sie den Stift zwischen die Finger nahm. "Wirklich?"
"Aber natürlich - es wäre doch beschämend, wenn du mir vertraust und ich dann kneife." Ich holte Luft und hielt Anna mein Ohr hin.
Die Spitze des Stifts berührte meine Haut zart wie eine Feder, während Annas Fingerknöchel sich sanft an meine Wange schmiegten.
"So", sagte sie und trat beiseite, um der Mittfünfzigerin Platz zu machen. "Das ist perfekt. Wenn Sie jetzt bitte ...?"
Ich sah der Verkäuferin zu, wie sie den Stecker in die Pistole lud. An der Spitze des Steckers reflektierte kurz die Neonbeleuchtung des Ladens. Jener Spitze, die sich gleich durch mein Ohrläppchen bohren würde. Ich hörte das leise Klacken beim Einrasten nach dem Aufziehen der Pistole. Die Feder war aufs äußerste gespannt. Wieso nur erinnerte mich das an mich selbst? Sicher konnte sie es ebensowenig wie ich kaum mehr erwarten, endlich die gespeicherte Energie abzugeben.
Was nun folgte, kannte ich schon zu gut, aber dennoch jagte mein armes Herz das Blut mit Hochdruck durch meine Adern, während sich die geladene Pistoloe quälend langsam meinem Ohr näherte. Der schon vorhandene Stecker - der frisch geschossene konnte ja im Gegensatz zu Annas Creole nicht entfernt werden - klackerte leise ans Metall der Halterung, ehe die Greifer mein Ohrläppchen umfingen.
Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, und plötzlich - endlich - das erlösende Zack! Der Stecker jagte durch mein Fleisch.
Einer Welle gleich schlug der Schmerz über mir zusammen. Shit! Wieso tat es jetzt so weh? Das erste Mal war doch kaum etwas zu spüren gewesen. Ich verkniff mir meinen Schmerzensschrei und spürte nun wie, mit Verzögerung, das Adrenalin durch meine Adern rauschte und den Schmerz in einem Tsunami des Wohlgefühls wegspülte.
Mein Blick suchte Anna, und der kleine Rest meines Hirns, der noch rational denken konnte, wollte nur eines: Aufstehen, bezahlen, rausgehen und Anna ins "Parkhotel" schleppen.
Ich ertrug es kaum, bis endlich alle Utensilien aufgeräumt waren, ich aufstehen durfte und an die Kasse gebeten wurde. Hinter dem Tresen hing ein Spiegel an der Wand und ich versuchte möglichst unauffällig meinen Hals zu verrenken, um die beiden Stecker in meinem Ohr zu bewundern. Golden und silbern leuchteten sie einvernehmlich nebeneinander her.
Mit fahrigen Fingern fischte ich einen Zwanzigeuroschein aus dem Geldbeutel, zahlte und dann kamen wir endlich unter dem Gezwitscher der Verkäuferin und dem schrillen Läuten der Türklingel zum Laden hinaus.
Noch auf den Treppenstufen küsste ich Anna so innig, wie ich es mir noch nie zuvor in der Öffentlichkeit getaut hätte.
"Komm mit", sagte ich und meine raue Stimme hörte sich fremd an in meinen eigenen Ohren. "Ich will ..."
"Was willst du?", fragte Anna, doch sie folgte mir brav, ohne weitere Fragen zu stellen.
Mit ausgreifenden Schritten überwanden wir die wenigen hundert Meter bis zum Hotel. Oh verdammt! Am einladend offen stehenden Schmiedeeisentor, das den Park von der Straße trennte, fiel mir ein, dass ich doch einen Verlobungsring mitnehmen wollte. Aber ...
"... darauf kommt es jetzt nicht an", raunte ich in Annas Ohr (dem Ohr, in dem der gleiche Stecker steckte wie in meinem!) während ich sie auf die Rezeption zuschob. "Dass wir zusammengehören kann uns keiner mehr nehmen - es geht durch Fleisch und Blut!"
"Aber Benno!", quiekte sie entrüstet, aber ihre Augen blickten hingebungsvoll.
"Herzlich willkommen im Parkhotel", schnurrte der geschniegelte Kerl am Empfang. "Womit kann ich den Herrschaften dienen?"
Ich nestelte den Geldbeutel aus der Innentasche meiner Lederkombi und zückte meine jungfäuliche Platinkarte. "Haben Sie eine romantische Suite frei? Der Preis spielt keine Rolle!"


Und weiter ...

 Sechs Wochen später, es war spät am Samstagmorgen, stand ich im Bad und wusch mir die letzten Reste des Rasierschaums aus dem Gesicht. Während ich den Raierer unter fließendem Wasser ausspülte und ausklopfte, betrachtete ich beiläufig das Duo des goldenen und silbernen Steckers in meinem Ohr, die inzwischen zu mir gehören zu scheinen, als hätte es nie ein jungfräuliches Ohrläppchen gegeben.
Vor dem ersten Arbeitstag nach der Urlaubswoche war mir damals mulmig gewesen, aber alle Sorge hatte sich als überflüssig herausgestellt, denn ich hatte im Gegenteil einige Komplimente - vor allem von den jüngeren Kolleginnen - erhalten. Den meisten war meine bedeutsame Veränderung aber gar nicht aufgefallen. Vielleicht hatten sie die Stecker auch bewusst ignoriert?
Jedenfalls war Frau Poffhenke, die ältliche Vorzimmerdame des Prokuristen, die einzige, die in der Schlange vor der Salattheke der Kantine eine bissige Bemerkung machte.
"Kann ich stören?" Annas Stimme, begleitet von einem Klopfen an der Tür, riss mich aus meinen Gedanken.
"Ja, ja, komm ruhig herein!" Ich griff nach dem Handtuch, trocknete erst mein Gesicht ab und wischte dann das Waschbecken aus. "Was gibt es?"
"Du musst mir helfen", sagte sie und strich das Haar hinter ihr linkes Ohr. "Die sechs Wochen sind um, ich wollte den Erststecker durch eine kleine Creole ersetzen. Aber er steckt so fest - ich hab mir schon den Fingernagel abgebrochen!"
"Warte." Seltsam, wie ruhig ich inzwischen Annas Ohr und den darin steckenden Schmuck berühten kann. Keine Panik mer, nur wohltuende Erregung. "Der sitzt aber wirklich verdammt fest", konstatiere ich.
"Oh bitte, Benno, mach ihn heraus!", jammert Anna und spornt meine Ritterlichkeit an.
"Ich fürchte, es wird wehtun", warne ich sie noch, dann fahre ich erneut mit den Fingernägeln unter die Schraube auf der einen und den Kopf des Steckers auf der anderen Seite von Annas zartem Ohr und dann ziehe ich, so fest wie ich kann.
Das Metall widersetzt sich, ehe es mit einem leisen Knirschen endlich nachgibt, und ehe ich mich versehe, halte ich den Stecker in der linken und die Schraube in der rechten Hand.
Mein Blick wandert hoch von den feinen Krusten auf dem dicken, silbern gleißenden Stift und wird angezogen von dem runten Krater - nein perfekt kreisförmigen Loch, das in Annas Ohrlöppchen prangt.
Die Erregung packt mich hinterrücks und es fällt mir schwer ruhig zu atmen. Das Loch, es ist gigantisch im Vergleich zu kleinen, vertauten Kuhle des gewohnten.
"Ach Benno!", zwitschert Anna. "Nun kuck doch nicht so! Das bleibt nicht lange! Schau, wenn die Creole erst einmal drin ist ..." Sie fädelt den lächerlich dünnen Draht durch den Abgrund. " ... dann schrumpf die neue Haut ganz schnell zusammen und bald bleibt nur noch ein winziges Löchlein das man kaum sieht."
Fassungslos starre ich sie weiter an. Versteht sie nicht, wie schön das Loch jetzt ist, so groß und rund?
"Buh!", macht sie und spreizt alle zehn Finger vor meinem Gesicht. "Erde an Benno, alles roger?"
"Ja, ja", nuschele ich. "Alles klar."
"Ich hab übrigens gedacht", zwitschert Anna nun weiter und bestückt auch ihre vorderen Löcher mit etwas größeren Silbercreolen, "wir könnten nach dem Frühstück einen Stadtbummel machen und Schmuck für dein Ohr kaufen. Du musst die klobigen Erststecker ja nicht ewig drin lassen."
"Hrm." Ich räuspere mich und deute schweigend auf die Toilette, als ob ich müsste.
Mit Nachdruck drehe ich den Riegel herum, als Anna endlich hinausgeflattert ist, und lehne mich mit klopfendem Herzen an die Badezimmertür. Normaler Schmuck ... Haut, die schrumpft und sich um einen dünnen Draht verengt ...
Ich will das nicht! Mir wird bewusst, dass in diesem Augenblick zwei dieser perfekt runden Abründe in meinem Ohrläppchen gähnen müssen und mache die zwei Schritte zum Waschbecken.
Jetzt zittern meine Finger doch, als ich erst den einen, dann den anderen Stecker entferne. Als die Teile in meiner schweißnassen Handfläche liegen, wage ich einen Blick hoch in den Spiegel und die Aussicht schickt einen Stromstoß durch meinen Körper.
Ich will nicht, dass sich diese grandiosen Krater zu unauffälligen Löchlein zusammenziehen! Nein! Ich ... Fasziniert stelle ich fest, dass ich durch die Löcher hindurchsehen kann, wenn ich meinen Kopf verrenke. Das will ich - aber wie?
Haut schrumpft zusammen ... Annas Worte kommen in mein Bewusstsein und hastig stopfe ich die Stecker wieder zurück in ihre Löcher, nestele schwitzend die Schrauben wieder darauf.
Dann atme ich durch, fische das Smartphone aus der Hosentasche, starte den Browser und tippe drei Suchbegriffe in die Eingabemaske hinein.
"Komme gleich!", antworte ich auf Annas Frage, während ich dier Ergebnisse lese. Dann werde ich fündig, drücke auf die Spülung und Vorfreude erfüllt mich, während ich dem Wirbel des Wassers zusehe.


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