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Re: Fetisch?

geschrieben von delen am 17.10.2017 um 12:28:34 - als Antwort auf: Re: Fetisch? von Ohrloch-Historiker
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Danke für den Textausschnitt.

Bei uns wurde im Geschichtsunterricht ulkigerweise immer kurz nach WK I aufgehört (um dann wieder mit den Phöniziern zu beginnen ...) aber im Geschichtsbuch gab es das Thema durchaus. Unter anderem ist mir da die Abbildung einer Heiratsannonce in Erinnerung geblieben ähnlich der in diesem Flyer (Seite 2 rechts unten)
http://www.buerger-stiftung-stormarn.de/assets/Allgemein/FlyerJubeln.pdf



 Sehr interessant sind Textstellen über Ohrschmuck und Ohrlöcher in alten Bücher. In den ersten 70 Jahren des 20. Jahrhunderts lassen sich anhand der Literatur massive Ressentiments gegen Ohrlöcher nachlesen. Viel spricht dafür, dass viele heutige Erwachsene in ihrer Jugend Ohrlöcher als Tabuthema erlebten und das Tabu die insgeheime Faszination von Ohrlöchern bewirkt hat. Hier eine Seite aus einem Benimmbuch von 1955.



 
 Hallo zusammen, vielleicht nimmst Du - Markus - auf meinen Post Bezug?
Ich bat ja darum, dass dieser "Fetisch" beim Beraten von Jugendlichen gebremst werden sollte...

Nun ja, zum Begriff "Fetisch" hat sicher jeder so seine eigene Beziehung...
Ein Fetisch ist m.E. etwas sehr Schönes, erotisch Aufgeladenes.
Ich persönlich finde z.B. nur weniges erotischer als eine stilvolle Frau, die 4-8 Ohrpiercings hat.
Einen Bezug zu Ohrringen hatte ich schon als Kind. Damals liebte ich es meine Tante (2-2) zu schmücken. Glücklicherweise ließ sie mich geduldig gewähren, was ich ihr heute noch hoch anrechne! :-)

Ich persönlich habe übrigens keine Ohrlöcher, wobei ich mir schon manches Mal selber eines verpasste, es aber wieder zuwachsen ließ, weil ich nicht in der Öffentlichkeit Ohrschmuck tragen mag, ungeschmückte durchlöcherte Ohren aber nicht haben mag.

Insofern habe ich kein Problem damit mich selber als "Fetischisten" zu bezeichnen. Aber sicher wird jede/r hier im Forum (s)eine eigene Vorstellung von dem Begriff haben...


Meiner Meinung/Erfahrung nach kommt der "Fetisch" oder nennen wir es lieber neutraler die "Fixierung" auf das Durchstechen von Ohrläppchen, von Ohrlöchern und auf Ohrschmuck, der in gepiercten Ohren getragen wird, nicht davon, dass Jugendliche dahingehend beraten werden, sich Ohrlöcher verpassen zu lassen
-
sondern das Gegenteil ist der Fall.

Schauen wir uns doch mal alle Leute an, die sich hier in diesem Forum mehr oder weniger regelmäßig aufhalten und posten:
Sind das Leute, die im Kindes- oder Jugendalter Ohrringe (ungefragt) verpasst bekommen haben (ich spreche mich keinesfalls dafür aus!) oder deren Wunsch nach durchstochenen Ohrläppchen entsprochen wurde, indem sie auf einen Zeitpunkt vertröstet wurden, an dem sie diese (vom Umfeld positiv besetzte) Körpermodifikation in Form eines Rituals durchführen lassen durften?

Eher nicht.

In der großen Mehrheit handelt es sich um Männer, denen von klein auf suggeriert wurde, dass Ohrlöcher und Ohrringe nur etwas für Frauen und Mädchen seien.
Die wenigen Frauen, die hier regelmäßig posten, stießen jedoch meist auch auf wenig Gegenliebe für ihren Wunsch, sei es für gepiercte Ohrläppchen überhaupt, für MFOL, für Ohrpiercings oder Dehnen.

Wenn ich an meine erste erinnerbare Wahrnehmung von gepiercten Ohren zurückdenke, dann betrafen die nicht Erwachsene (obwohl es die in meinem Umfeld durchaus gab), sondern Ohrring-tragende Gleichaltrige.
Die waren damals, Anfang der 70er unter Vorschulkindern extrem dünn gesät, meine allererste Erinnerung betrifft denn auch ein Mädchen in dem Kindergarten, in den ich mit ca. 5 Jahren kam.
Im Gegensatz zu der Einrichtung, in der ich zuvor war, mussten Mädchen da "gesittet" im Stuhlkreis singen oder an Tischen basteln (und weder in die Bauecke oder gar in den Sandkasten) und angesichts der furchtbaren Langeweile habe ich mich wohl nicht sonderlich gut benommen. Seitens der "Kindertante" wurde mir immer dieses Mädchen als Vorbild vorgehalten und ich begann, es zu studieren und stieß natürlich auf die goldenen Ringe mit Schmuckstein, die an ihren Ohrläppchen hingen.
Die da nicht nur hingen!
Ich glaube, ich muss extrem geschockt geschaut haben, als ich das erste Mal Zeuge wurde, wie die Kindertante das Mädchen mit den Worten "Oh, was ist denn mit deinem Ohrringelchen?" zu sich herüberbat - und dann mit spitzen Fingern den Ring so drehte, dass der Schmuckstein wieder ordentlich auf der Vorderseite des Ohrläppchens zu liegen kam.
Ich weiß nicht, ob die Erkenntnis, dass der Schmuck also durch das Ohrläppchen hindurchgehen musste, sich sofort elektrisierend auf mich auswirkte - oder ob das erst einsetzte, nachdem ich auf mein neugieriges Nachfragen bei meinen Eltern, was das sei und wieso sie das habe und ich nicht, eine Standpauke erster Güte bekam, wonach sowas nur für dumme, primitive Barbaren sei. Oder so ähnlich.

Ich glaube, ich war zuerst wirklich nur neugierig, aber - ich war wirklich noch nie ein "braves Mädchen" gewesen - die geradezu hysterische Reaktion meiner Eltern verfestigte meine Faszination.

Deshalb denke ich, dass es am besten ist, wenn man das nicht verteufelt. Sondern den Kindern einen Zeitpunkt in Aussicht stellt, zu dem man sie das machen lässt. Und wenn Jugendliche den Wunsch äußern, sollten sie das ruhig machen dürfen (am besten natürlich beim Piercer und nicht beim Frisör oder Billigschmuckladen).


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