Das aktuelle Ohrlochforum ist nun hier. Unten siehst Du ein Teil vom Archiv von 1999 - 2018.
Krasse Geschichte! Auch ich bin eher unfreiwillig zu meinen Ohrringen gekommen, obwohl ich mir als kleines Mädchen immer welche gewünscht hatte. Ich weiß nicht mehr, wie alt ich war, irgendwann im Kindergarten. Da habe ich zu meiner Mutter gesagt, dass ich gerne Ohrringe haben möchte. Sie hat mir geantwortet, dass wir das gerne machen können, aber ich muss vorher wissen, dass die mit einer Pistole durch die Ohren geschossen werden. Da habe ich einen ganz schönen Schreck bekommen, und wollte dann keine mehr. In Grundschule hatte hatte meine damalige beste Freundin auch keine Ohrringe, wollte aber zum 8.(?) Geburtstag unbedingt welche haben. Ich habe ihr das mit der Pistole erzählt, aber sie meinte, bei ihrer großen Schwester wars nicht schlimm. Am Tag nach ihrem Geburtstag kam sie dann auch mit Ohrringen in die Schule. Ganz stolz hat sie sie mir gleich präsentiert. Und dass sie tatsächlich mit einer Pistole hineingeschossen wurden, und dass es schon ziemlich weh getan hat, gerade das zweite Ohr. Einerseits war ich total neidisch auf sie, aber andererseits hat mich ihr Bericht doch auch wieder abgeschreckt. So ging die Zeit dahin, einerseits hatte ich den Wunsch nach Ohrringen, mal stärker, mal weniger stark, aber nie den Mut, mir welche machen zu lassen. Ich war inzwischen erwachsen, und es war eben eine langjährige Beziehung auseinander gegangen. Und wie der Zufall so will, eröffnete an einem Samstag ein neuer Friseur mit Kosmetik-Salon in einem nahegelegenen Einkaufszentzum. Ich wollte mal dorthin schauen, und mir vielleicht eine neue Frisur machen lassen. Dort angekommen, sah ich auf einer Event-Fläche direkt vor dem neuen Laden eine Menge Menschen stehen, die dabei zusahen, wie zwei Kundinnen gestylt wurden. Ja, sieht richtig gut aus, dachte ich mir, uns sah ganz interessiert zu. Nach ein paar Minuten sprach mich eine Mitarbeiterin an, ob ich nicht Lust auf ein kostenloses Styling, hier auf dieser Eventfläche, hätte. Eine "Typveränderung", oder so ähnlich nannte sie es. Ja, das war genau das, was ich ja auch wollte - einfach was komplett Neues. Das ganze ist kostenlos, eröffnete mit die Mitarbeiterin, aber nur unter zwei Bedingungen: Ich habe kein Mitspracherecht, wie es am Ende aussehen wird, und es wird jeder Schritt von einem professionellen Fotografen dokumentiert, und die Bilder dürfen zu Werbezwecken verwendet werden. Ich war etwas unschlüssig, denn ich musste ja sozusagen die Katze im Sack kaufen, aber dann sah ich nochmals auf die beiden Kundinnen, die gerade dran waren und im Moment ein wirklich tolles Make-Up bekamen. Doch ja, das möchte ich machen; eine genaue Idee, wie es am Ende aussehen soll, hatte ich sowieso noch nicht. Hauptsache anders. Dann bekam ich noch ein Formular zum Ausfüllen und unterschreiben, und bald darauf nahm ich auf einem der Sessel Platz. Es war für einen Friseur schon ungewohnt, dass ich keinen Spiegel vor mir hatte, und so nicht mitverfolgen konnte, wie sich mein Aussehen verändert. Ich sah, wie meine Haare recht kräftig zurückgeschnitten wurden (so viel hätte ich mich das nie getraut), und dann wurden sie auch noch deutlich aufgehellt und ein paar Strähnchen gefärbt. Ich glaube aber, diese Details interessieren hier nicht gar so sehr. Es dauerte jedenfalls fast eine Stunde, bis die die Haare fertig waren. Dann kam eine Kosmetikerin und fing mit Styling und Schminken an (mache ich sonst selbst fast nie). Auf einmal wurde ich stutzig, als mir die Kosmetikerin mit einem Wattepad meine Ohrläppchen abwischte. Aber ich dachte mir noch nicht viel dabei. Aber als sie kurz darauf sich mit einem Stift an meinen Ohrläppchen zu schaffen machte, war's mir doch arg mulmig: Ihr wollt mir doch nicht etwa Ohrringe stechen? Aber eigentlich erübrigte sich die Frage, denn in einem kleinen Köfferchen sah ich in diesem Moment schon das Gerät meiner Alpträume und einige Packungen mit Ohrsteckern bereit liegen. Doch, mit den kurzen Haaren liegen die Ohren frei, und dann gehört da ein Blickpunkt hin. Nein, das möchte ich aber nicht!, versuchte ich mich noch aus dieser Situation herauszuretten. Tut mir leid, Sie haben hier bei dem Styling kein Mitspracherecht. Es können alle Leistungen durchgeführt werden, die wir im Laden normalerweise anbieten. Da gehört Ohrlochstechen dazu. Wenn Sie abbrechen, wird eine Vertragsstrafe von 250 Euro fällig. Das haben sie vorhin unterschrieben. Das war übrigens der Hauptgrund, dass wir Sie vorhin angesprochen hatten, weil wir das Ohrlochstechen auch noch gerne dokumentiert haben möchten. Ich kam jetzt ins Schwitzen. Eigentlich war ich fast fertig, und das alles noch kostenlos, und nun doch dafür 250 Euro bezahlen? Aber ich hatte wahnsinnige Angst vor dem Stechen. Aber andererseits: es tragen so viele Fauen Ohrringe, und die haben's alle überlebt. Und jetzt stand ich kurz davor. Die Kosmetikerin hatte sogar 3 Stück in jedem Ohr. Ok - wir machen weiter, sagte ich mit einer zittrigen Stimme. Ich sah, wie die Kosmetikerin die Packung mit den Ohrsteckern öffnete, und die Pistole mit dem ersten bestückte. Voll Angst sah ich den Dorn, der gleich durch mein Ohr geschossen wird. Dann hielt sie auch schon mit der einen Hand mein rechtes Ohr fest, und ich merkte am Ohrläppchen einen leichten Druck. Plötzlich hörte ich so eine Art kleinen Knall und spürte sofort darauf einen drückenden Schmerz im rechten Ohrläppchen. So, das war das eine Ohr, war doch nicht so schlimm, sagte die Kosmetikerin, jetzt das gleiche noch links. Jetzt wurde die Pistole wieder bestückt und mein Blick wurde wie magisch von der Spitze angezogen, die gleich mein anderes Ohr auch durchdringen wird. Auch hier merkte ich, wie mein Ohr festgehalten wurde, dann dieses Geräusch und der drückende Schmerz. Nach wenigen Minuten letztem Styling war ich fertig, und durfte endlich das Resultat im Spiegel ansehen. Eine völlig fremde Frau sah aus dem Spiegel zurück. Es dauerte noch ein paar weitere Minuten, bis ich mich mit meinem Spiegelbild angefreundet hatte - ja, es sah alles wirklich sehr gut aus. Und auch die Ohrstecker passen absolut super dazu - es sieht mit einfach harmonischer, weiblicher aus. Inzwischen war der Schmerz auch verflogen und es war nur noch ein leichtes Pochen spürbar. War eigentlich wirklich gar nicht so wild, dachte ich bei mir. Ich bekam dann noch einen Riesen-Beutel Kosmetik-Sachen mit (und auch was zum Pflegen meiner Ohren), damit ich mein Styling genau so weiter beibehalten konnte. Es war wirklich eine gelungene, totale Typenveränderung an die ich mich immer wieder erinnere, wenn ich im Spiegel meine Ohren sehe - inzwischen habe ich wieder so Manches verändert, und so es ist heute das Einzige, was mir von diesem Tag geblieben ist. Wahrscheinlich wären sonst meine Ohren immer noch "leer"... |